HNA: Auerwild-Zucht


HNA, 19.05.2008 (zut)

Erfahrungen von Erwin Bangert bei der Aufzucht und Auswilderung von Auerwild

BERNDORF. Viel Lob und Anerkennung ob der natürlichen Haltung und Fütterung bei der Aufzucht von Auerwild erhielt Erwin Bangert von Fachleuten. Der engagierte Berndorfer züchtet die stark bedrohte Tierart für die Auswilderung nach (HNA berichtete mehrfach).

Kürzlich trafen sich Vorstand und Vereinsmitglieder vom „Wildhüter St. Hubertus“ (Zusammenschluss von Berufsjägern, Jagdaufsehern und Hegern in Deutschland und benachbarten Staaten) zu einer Weiterbildung in Berndorf. Bei Bangert besichtigten sie dessen Voliere, in der zurzeit vier Hennen und ein Auerhahn leben. Um möglichst viel Jungtiere zu erhalten, nimmt Bangert den Hennen das erste Gelege weg und lässt es von Zwerghühnern ausbrüten. Die Küken zieht Bangert in Handaufzucht groß. Ihr zweites Gelege dürfen die Auerhahnhennen dann selbst ausbrüten.

Im Gegensatz zur Fütterung mit Körnerfutter in Wildgehegen bekommen die Raufußhühner bei Bangert hauptsächlich Grünfutter aus dem Wald. Täglich holt der Züchter frisches Buchenlaub, Eichen- und Fichtenzweige, Lärchengrün und Heidekraut. Zum Herbst hin werden die zuvor beringten Tiere ins Sauerland verbracht und in der Nähe von Winterberg ausgewildert. Leider, sagt Bangert, wirke sich der Tourismus störend aus und die Rückmeldungen liefen spärlich ein. Die meisten Meldungen über sein Auerwild kämen aus der Grafschaft/Bad Berleburg. In diesem Jahr will man probeweise bereits im Spätsommer neben den Handaufzuchten auch Jungtier-führende Hennen aussetzen.

Insgesamt ist Bangert nicht allzu optimistisch bezüglich nachhaltiger Neubesiedelung des Sauerlandes mit Auerwild. Aber er will trotz mancher Probleme nicht aufgeben, denn „es lohnt sich, diese Tierart zu erhalten“. – In einem bekannten Jagdmagazin wurde kürzlich sehr skeptisch über Auswilderungsprojekte berichtet. Die Vögel seien auf ein Leben in Freiheit nicht vorbereitet und nicht in der Lage, ihr Futter selber zu suchen oder sich vor Feinden wie Fuchs und Habicht zu schützen. Diese These ist nach Bangerts Meinung falsch. Seine ausführlichen Beobachtungen bei der Auswilderung zeigten die angeborenen Verhaltensweisen des Auerwildes. Es duckt oder versteckt sich reflexartig vor Beutegreifern, und die Nahrungssuche haben zumindest die von ihm aufgezogenen Tiere gelernt.

Erwin Bangerts Auerwild ist auch im Wildpark Edersee zu beobachten. Dort steht Bangert den Tierpflegern mit Rat und Tat zur Seite, wenn demnächst die Küken schlüpfen. (zut)



Mit Lärchenzweigen besänftigt Erwin Bangert den wegen des Pressebesuches aufgebrachten Auerhahn.